Henry Arnold

Henry Arnold wuchs in München auf, wo er noch während der Gymnasialzeit als Gaststudent für Klavier die Münchner Musikhochschule besuchte. Nach dem Abitur besuchte er die Neue Münchner Schauspielschule und studierte für sechs Semester Germanistik, Musikwissenschaft und Geschichte in München und Berlin; 1989/90 besuchte er die Berliner Hochschule der Künste Berlin (heute: Universität der Künste) um Dirigieren zu studieren. Neben diesen künstlerischen Ausbildungen absolvierte Arnold auch ein Studium der Volkswirtschaftslehre.

1987 wurde er von Edgar Reitz in der Hauptrolle seines 13-teiligen Epos "Die zweite Heimat –Chronik einer Jugend" engagiert. Die Dreharbeiten dauerten fast vier Jahre, die Uraufführung fand 1992 bei den Filmfestspielen von Venedig statt. Arnolds Verkörperung des Musikstudenten und späteren Dirigenten und Komponisten Hermann Simon brachte ihm viel Kritikerlob und internationale Anerkennung ein. Mit dem Grimme-Preis wurden Arnold, Reitz und die Schauspielerinnen Salome Kammer, Hannelore Hoger und Anna Thalbach in der Kategorie Serie/Mehrteiler ausgezeichnet.

1993/94 stand Henry Arnold an den Staatlichen Bühnen Berlin in Shakespeares Sommernachtstraum auf der Bühne (Regie: Hans Neuenfels); am Schauspielhaus Zürich hatte er 1998 eine Hauptrolle in Tanz auf dem Vulkan. Zwischen 1994 und 2001 spielte er zahlreiche Hauptrollen bei den Festspielen in Schwäbisch-Hall, wohin er 2022 und 2023 zurückkehrte. 

1999 begann Arnold, auch als Regisseur zu arbeiten, zunächst an der Seite von Hans Neuenfels als Mitarbeiter der Regie, später als verantwortlicher Regisseur.

Daneben sah man ihn in etlichen Fernsehproduktionen. Für seine Co-Hauptrolle in Markus Imbodens Fernsehspiel Ausgerechnet Zoé (1994) wurde er erneut mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet (zusammen mit Imboden, Rainer Klausmann und Nicolette Krebitz).  In Italien gehörte er zum Hauptensemble von Marco Bellocchios Il Sogno della Farfalla (1994.) 

Tragende Parts spielte er unter anderem auch in dem Drama Mein zweites Leben (1997) und der Komödie Drei Gauner, ein Baby und die Liebe (1998). Eine durchgehende Hauptrolle hatte Arnold in der Serie Mama und ich (2001-2002) als lässiger Porschefahrer und guter Freund der Hauptfigur. 2002/2003 stand Arnold für Edgar Reitz' Sechsteiler Heimat 3 – Chronik einer Zeitenwende erneut in der Hauptrolle des Hermann Simon vor der Kamera. Die Premiere fand im September 2004 statt, einmal mehr bei den Filmfestspielen von Venedig. 

In den Jahren danach hatte er im Fernsehbereich vor allem Episodenrollen in Serien wie Alphateam – die Lebensretter im OP (2005), In aller Freundschaft (2007) und SOKO Leipzig (2009).

Ab dem Jahr 2000 realisierte Henry Arnold zudem regelmäßig Bühnenstücke als Regisseur, zum Beispiel Zar und Zimmermann am Staatstheater Darmstadt, Hoffmanns Erzählungen in Stettin, Die verkaufte Braut am Stadttheater Gießen und König Kandaules am Pfalztheater Kaiserslautern – um nur ein paar wenige Beispiele zu nennen. Im Sommer 2010 übernahm er bei den Bayreuther Festspielen die Dramaturgie sowie die Regie-Mitarbeit bei der Neuinszenierung des Lohengrin. Am Vorarlberger Landestheater in Bregenz zeichnete er als Regisseur von Fidelio (2019) und La Clemenza di Tito (2020) verantwortlich.

Als Schauspieler spielte Arnold zwischen 2009 und 2018 wiederholt am Hamburger Ernst-Deutsch-Theater; in Wien und Berlin sah man ihn 2019 in der Regie von Paulus Manker als Franz Werfel in Alma von Joshua Sobol und in zahlreiche Rollen in Die letzten Tage der Menschheit von Karl Kraus (2019 - 21). 

Im Kinobereich hatte er Episodenrollen in Nicolas Wackerbarths Halbschatten (DE/FR 2013), Philip Grönings Mein Bruder heißt Robert und ist ein Idiot (DE/FR/CH 2018) und Leis Bagdachs Im Rosengarten (2023), im Fernsehen in der Komödie Urlaub mit Mama (2018) und SOKO Wismar (2022). 2023 spielte er den Dirigenten David Levy in der ARD/degeto-Produktion Informant, Regie Matthias Glasner. Bis Mitte 2024 steht er in München in dem Monologstück von Alessandro Baricco Novecento - Die Legende vom Ozeanpianisten sowie in Düsseldorf in der Komödie Spatz & Engel (Große Boymann / Kahry) als Schauspieler und Musiker auf der Bühne.

© Oliver Look