Die Räuber mit Musik der toten Hosen

27.06.2025

Ein Stück wie ein Orkan! Die Geschichte zweier ungleicher Brüder: Der benachteiligte Franz lehnt sich gegen den Vater auf und übt Rache am geliebten, bevorzugten Bruder Karl. Ein erbitterter Kampf um Macht, Freiheit und Vergeltung entbrennt.

In Friedrich Schillers „Räubern“ wird gebrandschatzt, gemordet, vergewaltigt. - Die Uraufführung in Mannheim sorgte 1782 für einen der größten Skandale der Theatergeschichte. „Das Theater glich einem Irrenhause“, berichtete ein Freund Schillers, „geballte Fäuste, Aufschreie im Zuschauerraum, fremde Menschen fielen einander schluchzend in die Arme, Frauen wankten, einer Ohnmacht nahe, zur Tür.“ Schiller musste die Stadt verlassen, doch das Stück war in aller Munde und machte den Autor über Nacht berühmt.

Punkrock als Musikrichtung war immer Ausdruck einer Gegenkultur, die bestehende Normen in Frage stellt – ähnlich wie der Sturm und Drang, als dessen wesentlicher Vertreter Schiller gilt. Diese Epoche ist geprägt von der Auflehnung gegen die Vätergeneration und stellt vorgelebte Muster von Autorität radikal infrage. Sie wird angetrieben von dem Verlangen nach individueller Freiheit und einem Leben außerhalb des konventionellen Gesellschaftsbilds.

„Die Zusammenrottung von Outsidern in Karl Moors Bande hat erstaunliche Parallelen zum jahrzehntelangen Output der Toten Hosen, meint Regisseur Gil Mehmert. „Intelligenter Punkrock mit politischen Inhalten, die sich an der bundesrepublikanischen Gesellschaft abarbeiten, prägen das Œuvre der Band, die ähnlich wie Schiller als stilprägend für ihr Genre gilt.“ 

Das Publikum hört Titel wie „Bis der Boden brennt“, Karl singt mit dem Ensemble „Wofür man lebt“, Franz konstatiert: „Alles wie immer“, Spiegelberg und die Räuber wissen „Leben ist tödlich“, Karl und Amalia singen die wunderbare Ballade „Auflösen“ und auch der Titel „Alles passiert“ wird neben vielen anderen auf die Bühne gebracht.

„Es liegt nahe, dieses ur-deutsche Drama und seine Protagonisten mit den Songs der deutschen Band „Die Toten Hosen“ zusammen zu bringen“, sagt Mehmert, „Ich möchte eine Inszenierung kreieren, in der Schillers mitreißendes, bahnbrechendes Werk durch ihre Songs erweitert, ergänzt oder konterkariert wird und dadurch neue emotionale Räume öffnen.“ 

Ein einmaliges Ensemble aus Schauspielerinnen, Schauspielern, Musical-Darstellerinnen und -Darstellern bindet, unterstützt von einer fünfköpfigen Rockband, bekannte und weniger bekannte Songs der Toten Hosen in Schillers Klassiker ein und interpretiert die Geschichte neu.  

Gil Mehmert, der in der Bad Hersfelder Stiftsruine zuletzt das Publikum mit seinen Inszenierungen von „Cabaret“, „Hair“ oder der Uraufführung von „Goethe!“ mitriss, verwandelt den Kirchenraum mit seiner für ihn typischen energetischen, musikalisch-choreografischen Regie-Handschrift zu einem einmaligen Schauplatz für Schillers Helden und Antihelden: „Die Räuberbande erobert sich die Ruine wie autonome Freiheitskämpfer, die das Kirchenschiff für sich besetzen wollen“, betont der Regisseur. „Die Ruine ist dabei weniger eine Kulisse oder Hintergrund, sondern wird selbst zum Ort des Geschehens.“

 

„Songliste:

 „Wofür man lebt“ Karl und Ensemble

„Alles wie immer“ Franz

 „Leben ist tödlich“ Spiegelberg und Räuber

„Der letzte Tag“ Franz

 „Am Ende“ Amalia

 „Bis der Boden brennt“ Spiegelberg und Räuber

„Ein Schritt zuviel“ Räuber

„Alles ist eins“ Amalia

„Angst“ Räuber

 „Der letzte Kuss“ Daniel

„Auflösen“ Karl und Amalia 

„Alles ist eins“ Reprise - Karl

„Paradies“ Franz

„Alles passiert“ Karl und Räuber

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